Spätfolgen einer Scharlachinfektion

Eitrige Komplikationen

Heilt Scharlach nicht ausreichend aus oder wird behandelt, können Komplikationen die Folge sein. Eine Mittelohrentzündung kann auftreten.
Heilt Scharlach nicht ausreichend aus oder wird behandelt, können Komplikationen die Folge sein. Eine Mittelohrentzündung kann auftreten.

Bei nicht ausreichend behandeltem Scharlach oder nicht ausreichend ausgeheilter Infektion werden vor allem die Streptokokken-Zweiterkrankungen gefürchtet. Diese können unter anderem sogenannte eitrige Komplikationen auslösen:

  • akute Mittelohrentzündung
  • Nasennebenhöhlenentzündung
  • Abszessbildungen am lockeren Bindegewebe, welches die Gaumenmandeln umgibt
  • Hirnhautentzündung
  • Streptokokkensepsis (Blutvergiftung durch Streptokokken, welche in die Blutbahn gelangt sind)

Toxische Reaktionen

Die genannten Erkrankungen müssen nicht zwangsläufig mit einer vorangegangenen Scharlachinfektion im Zusammenhang stehen. Ausschlaggebend ist der Zeitpunkt des Krankheitsausbruches. Sofern die Erkrankungen innerhalb von ein bis drei Wochen nach der Scharlacherkrankung auftreten, kann jedoch davon ausgegangen werden, dass es sich um eine entsprechende eitrige Komplikation handelt. Neben den eitrigen Komplikationen können auch toxische Reaktionen auf einer vorhergegangene Scharlacherkrankung beruhen:

  • entzündliche Erkrankungen der Nieren (interstitielle (Früh-)Nephritis)
  • entzündliche Erkrankungen des Herzmuskels ((Früh-)Myokarditis) – hier besteht die Gefahr des Kreislaufversagens
  • Gelenkschmerzen (Frührheumatoide)

Immunologische Komplikationen

Auch hier gilt, dass die genannten Erkrankungen nicht unbedingt durch Scharlach verursacht wurden, sondern ebenso unabhängig von der Infektion auftreten können. Toxische Reaktionen als Streptokokkenzweiterkrankung treten in der Regel bis maximal eine Woche nach der Scharlachinfektion auf. Abschließend kann es zu immunologischen Komplikationen kommen:

  • akutes rheumatisches Fieber
  • rheumatische Herzentzündung
  • Chorea minor (neurologische Erkrankung einhergehend mit unkontrollierbaren Muskelzuckungen)
  • Entzündung der Nierenkörperchen in der Niere (akute Glomerulonephritis)
  • Entzündung der Herzinnenhaut

Allgemein gilt, dass die genannten immunologischen Reaktionen – sofern sie eintreten – erstmals in der dritten Woche nach der Scharlachinfektion auftreten. Chorea minor (eine mit unkontrollierbaren blitzartig ausfahrenden Bewegungen der Hände, des Schlundes und der Gesichtsmuskulatur und gleichzeitiger Muskelschwäche und einer Abschwächung der Reflexe einhergehende neurologische Erkrankung) kann allerdings auch bis zu sechs Wochen nach der Infektion als Komplikation folgen.

Sofern Symptome jeglicher Art der genannten, möglichen Komplikationen auftreten, ist umgehend ein Arzt zu konsultieren. Insbesondere bei Erkrankungen des Herzens und der Nieren besteht akute Lebensgefahr, die mit einer frühzeitigen Diagnostik und Behandlung abgewendet werden kann.

Eine Scharlachinfektion ist mehrmals möglich

Im Volksmund wird Scharlach als Kinderkrankheit abgetan, was ein fataler Fehler sein kann. Denn in der Regel treten typische Kinderkrankheiten wie Masern, Röteln oder Mumps nur einmal im Leben auf, es sei denn, es konnte keine ausreichende, körpereigene Immunität gegen den Erreger aufgebaut werden. Die Infektionen erfolgen häufig im Kindesalter, wodurch eine Ansteckung im Erwachsenenalter nicht mehr möglich ist. Auch deshalb werden diese Krankheiten als Kinderkrankheiten bezeichnet.

Grundsätzlich sollten die sogenannten Kinderkrankheiten allerdings nach viralen und bakteriellen Erregern unterschieden werden, denn mittlerweile konnte festgestellt werden, dass bakterielle Erkrankungen deutlich häufiger mehrfach auftreten. Auch Scharlach zählt zu den bakteriellen Erkrankungen, ebenso aber auch Keuchhusten. Scharlach wird durch ß-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A ausgelöst. Hiervon gibt es allerdings drei oder vier verschiedene Arten. Eine Infektion mit Scharlach ist somit entsprechend häufig möglich. Viele Wissenschaftler sind auch deshalb der Überzeugung, dass Scharlach von der Liste der Kinderkrankheiten gestrichen werden sollte.

Scharlach bei Erwachsenen

Da Scharlach allgemein als Kinderkrankheit bekannt ist, kann nicht oft genug erwähnt werden, dass es ebenso Erwachsene treffen kann. Wie auch beim Kind beginnt eine Erkrankung häufig mit starken Halsschmerzen, Schluckbeschwerden (Angina), Fieber und Schüttelfrost. Ferner sind die Lymphknoten angeschwollen und druckschmerzhaft. Erwachsene klagen darüber hinaus häufig über plötzlich auftretende, starke Kopfschmerzen und fühlen sich allgemein sehr krank und schlapp. Kopf- und Gliederschmerzen können sogar über mehrere Wochen bis Monate anhalten. Während beim Kind eher selten Komplikationen und Spätfolgen auftreten, sind Erwachsene deutlich häufiger von solchen betroffen.

Die meisten Eltern gehen mit ihren Kindern schon beim ersten Anzeichen einer Scharlacherkrankung zum Kinderarzt, welcher daraufhin eine Diagnose stellen und passende Antibiotika verordnen kann. Dadurch lassen sich Komplikationen und Folgeerkrankungen in der Regel verhindern. Erwachsene neigen hingegen eher zur Selbsttherapie. Aber auch hier gilt, dass umgehend ein Arzt aufgesucht werden sollte. Mittlerweile besteht die Möglichkeit, Scharlach mithilfe eines Schnelltests zu diagnostizieren, sodass entsprechende Medikamente direkt verordnet werden können. Das sorgt für eine schnelle Linderung der Symptome, sowie für eine Reduzierung der Gefahren.

Scharlach in der Schwangerschaft

Bislang ist nicht bekannt, dass sich Scharlach während der Schwangerschaft auf das Ungeborene auswirkt.
Bislang ist nicht bekannt, dass sich Scharlach während der Schwangerschaft auf das Ungeborene auswirkt.

Keine Komplikationen beim Ungeborenen
Viele Frauen haben Angst vor einer Scharlachinfektion während der Schwangerschaft. Grund dafür sind andere Kinderkrankheiten, die zu Frühgeburten, Fehlgeburten oder Fehlbildungen des Ungeborenen führen können.

Nicht so bei Scharlach, bis heute gibt es keine dokumentierten Fälle, in denen sich eine Erkrankung auf die Schwangerschaft und das Ungeborene ausgewirkt hat. Dennoch sollte beim kleinsten Verdacht auf eine Infektion ein Arzt aufgesucht werden, um mit einer Diagnose mittels Schnelltest Gewissheit zu bekommen.

Jedoch können Folgeerkrankungen bei Nichtbehandlung auftreten
Scharlach muss in der Schwangerschaft schnellstmöglich behandelt werden. Mittlerweile gibt es spezielle Antibiotika, die für Schwangere geeignet sind und die Erkrankung somit bekämpfen können. Obwohl eine Scharlachinfektion während der Schwangerschaft als ungefährlich für das Ungeborene gilt, können Komplikationen und Folgeerkrankungen, die durch eine Nichtbehandlung auftreten, Schäden verursachen. Dazu zählen insbesondere Herz- und Nierenerkrankungen der werdenden Mutter. Da das Immunsystem einer Schwangeren für zwei arbeitet, kann es nicht die gleiche Leistung erbringen, wie das eines normalen Erwachsenen. Scharlach kann somit nicht ausreichend durch die eigene Abwehr bekämpft werden, wodurch das Risiko für Komplikationen und Folgeerkrankungen steigt.

[the_ad id=“452″]Begleitendes Fieber kann Wehen auslösen

Darüber hinaus sollte während der Schwangerschaft nicht nur die Scharlacherkrankung selbst behandelt werden, auch die Symptome müssen berücksichtigt werden. Insbesondere das begleitende Fieber muss beobachtet werden. Zwar ist Fieber eine körpereigene Abwehrfunktion, es kann allerdings in der Schwangerschaft Komplikationen auslösen. Sofern das Fieber über längere Zeit 39 Grad übersteigt, können vorzeitige Wehen oder Fehlgeburten ausgelöst werden. Länger andauerndes, hohes Fieber kann während der Frühschwangerschaft außerdem Schäden am Ungeborenen verursachen. Unter bestimmten Voraussetzungen kann der Arzt spezielle, fiebersenkende Medikamente verordnen, beispielsweise Paracetamol. Alternativ können Wadenwickel, ein lauwarmes Bad oder kalte Getränke helfen. Außerdem sollte sich die werdende Mutter viel Ruhe und Schlaf gönnen. Wichtig ist zudem eine ausreichende Nahrungsaufnahme und viel Trinken. Denn das Ungeborene muss auch bei Krankheit der Mutter mit wichtigen Nährstoffen versorgt werden.

n/a